Bitte stellen Sie uns die Agrar Beratung Nord e. V. als Beratungsinstitution einmal vor:

Die Agrar Beratung Nord e. V. ist aus der Verschmelzung mehrerer Beratungsvereine mit einer über 70-jährigen Geschichte hervorgegangen und heute sind wir eine der größten privaten, unabhängigen Beratungsinstitutionen im Bereich Futterbau/Milchviehhaltung in Schleswig-Holstein. Unser Bürostandort in Schafflund bietet uns seit 2001 alle Möglichkeiten für die einzelbetriebliche Beratung, die Vorbereitung von Veranstaltungen und dient als „Zentrale“ für die Teamarbeit der Berater. Unser Beratungsbüro wird von einem ehrenamtlichen Vorstand aus Landwirten, zusammen mit den geschäftsführenden Beratern, geleitet.

Insgesamt 17 Mitarbeiter betreuen die landwirtschaftlichen Mitgliedsbetriebe im Innen- und Außendienst in allen produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen im Bereich Milchvieh-Futterbau, Pflanzenbau und bei der Biogas-Erzeugung. Die Betriebe unserer Mandanten liegen zum Großteil in den Landkreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, somit erstreckt sich unser Beratungsgebiet von der Nordsee bis an die Ostsee und über alle wichtigen Naturräume Schleswig-Holsteins: die Geest, die Marsch und das östliche Hügelland. Ein Teil unserer Beratungsaufträge erstreckt sich auf das gesamte Bundesland Schleswig-Holstein.

Wie sieht Ihre Beratungstätigkeit im Bereich Düngung aus?

Die Düngungsberatung war schon vor 70 Jahren ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Landwirte haben schon immer versucht, möglichst hohe Erträge bei möglichst geringen Kosten für Produktionsmittel und Arbeitserledigung zu erreichen, sowohl im konventionellen Pflanzenbau als auch im Ökolandbau. Im Laufe nur weniger Jahrzehnte haben sich dabei allerdings die gesellschaftlichen Anforderungen gravierend verändert. Bis in die späten 60er und 70er Jahre standen Fragen einer möglichst guten Versorgung der Bevölkerung mit im Inland zu erschwinglichen Preisen produzierten Lebensmitteln im Vordergrund. Seit etwa 30 Jahren gewinnen Fragen der Prozessqualität und der Auswirkungen von landwirtschaftlichen Produktionssystemen auf Ökosysteme und natürliche Ressourcen immer stärker an Bedeutung. Im Rahmen der letzten Anpassungen am Düngerecht kamen nun auch erhebliche neue Auflagen im Bereich der Dokumentation hinzu. In beiden Bereichen, also in der Gestaltung der Produktion auf den Flächen, als auch bei der Dokumentation, versuchen wir unsere Mitglieder optimal zu unterstützen und zu begleiten. Auf der Basis der Analyse von Wirtschaftsdüngemitteln und Bodenproben erstellen wir für unsere Mandanten die schlagspezifischen Düngepläne und geben in Abhängigkeit von der aktuellen Witterung und dem Wachstumsverlauf der Pflanzen auch Hinweise zur kurzfristigen Anpassung und Optimierung der Düngung. Landwirte nehmen immer wieder die Herausforderung an, Erträge durch Pflanzenzucht und Optimierung des Pflanzenbaus zu steigern und gleichzeitig den Einsatz von Düngemitteln im Verhältnis zur Erntemenge zu senken.

Wie würden Sie Ihr Beratungsgebiet aus Ackerbau- und Tierhaltungssicht charakterisieren? Was sind die Besonderheiten?

Die höchste Wertschöpfung aller Betriebszweige erreicht in Schleswig-Holstein die Milchviehhaltung. Viele Betriebe haben sich in diesem Bereich enorm entwickelt, werden aber in der Regel weiter als Familienbetriebe geführt. Auf dem sogenannten „Mittelrücken“ herrschen im Ackerbau leichte, sandige Böden vor. In der Grünlandwirtschaft haben wir es teilweise mit sensiblen Moor- und Anmoorböden zu tun. In der Marsch finden wir schwere, lehmige „Minutenböden“, im östlichen Hügelland Hanglagen. Unser Bundesland ist durch eine hohe Vielfalt in der Land- und Kulturlandschaft geprägt. Das Klima ist im überregionalen Vergleich durch gleichmäßige Niederschläge zwischen 800-900 mm pro Jahr gekennzeichnet und ermöglicht bundesweit mit die höchsten Erträge im Pflanzenbau. Auf der anderen Seite finden wir in unserem Beratungsgebiet auch gefährdete Grundwasserkörper und viele Oberflächengewässer sowie geschützte Kleinstrukturen wie Gräben und Knicks. Außerdem gibt es Moorstandorte sowie wind- und wassererosionsgefährdete Flächen, für die besondere Auflagen in der Bewirtschaftung gelten. Die hohe Viehdichte, in Kombination mit einem hohen Anteil Dauergrünland an der landwirtschaftlichen Nutzfläche, hat zu einem Rückgang der Vielfalt in den Fruchtfolgen auf den Ackerflächen geführt. Der Maisanbau hat in den Futterbaubetrieben in den vergangenen 25 Jahren massiv zugenommen. An der Westküste haben wir eine ähnlich schwierige Situation beim Anbau von Winterweizen.

Mit welchen Anliegen der Landwirte werden Sie am häufigsten beauftragt? Sind die Beratungsaufträge seit der neuen DüV mehr geworden?

Mit der bereits erwähnten Verarmung von Fruchtfolgen sind pflanzenbauliche Fragen verbunden, die vor dem Hintergrund der DüV und dem Wegfall von immer mehr Wirkstoffen im Pflanzenschutz an Bedeutung gewinnen. Es geht um Bodenverdichtung, aber auch um Schädlinge und fruchtartenspezifische Ackerbegleitflora. Vermutlich brauchen wir wieder eine größere Vielfalt der Früchte, vor allem der Sommerungen, um pflanzenbauliche Herausforderungen in der Zukunft zu bewältigen. In diesem Bereich spüren wir eine massive Zunahme an Nachfrage nach guter Beratung. Die Senkung der P-Salden und eine Verbesserung der Stickstoff-Effizienz sind die großen Herausforderungen in der Düngung von Maisbeständen in Schleswig-Holstein. Vor dem Hintergrund der aktuellen Novellierung des Düngerechts gewinnen innovative, pflanzenbauliche Maßnahmen enorm an Bedeutung für die Ertragssicherung und die Versorgung der Pflanzenbestände mit Nährstoffen!

Die Anzahl der Beratungsaufträge aufgrund der DüV hat sich nicht wesentlich erhöht. Vielmehr gehörte auch in der Vergangenheit die Erstellung einer fachlich fundierten Düngeplanung und der Nährstoffbilanzen bereits zum Standard in den von uns betreuten Betrieben. Der Zeitaufwand pro Auftrag hat sich mit der neuen DüV jedoch deutlich erhöht, sowohl in der Planung, als auch in der Dokumentation.

Wie schätzen Sie die geplanten Verschärfungen der DüV ein? Wie beraten Sie Ihre Landwirte dahingehend? Haben Sie Ihre Beratungsstrategie angepasst?

Wesentliche Veränderungen gibt es z. B. bei den zugelassenen N- und P-Überhängen in der Nährstoffbilanz sowie bei den Stickstoff- Bedarfsnormen. Wie bereits erwähnt, haben wir eine neue Dimension bei der erforderlichen Stickstoff-Effizienz erreicht. Man muss es ganz klar sagen: Wenn wir die Nährstoff-Effizienz im Pflanzenbau nicht weiter steigern können, werden die Erträge mit den jetzt vorliegenden Änderungen an der DüV spürbar und dauerhaft zurückgehen. Unsere Beratungsstrategie hat sich zwar nicht grundsätzlich geändert, aber die Bedeutung und Preiswürdigkeit verfügbarer Maßnahmen und Produkte hat sich geändert und das wird man im praktischen Pflanzenbau in den nächsten Jahren auch sehen. Die Ausbringung von Wirtschaftsdüngemitteln in der 2. Hälfte der Vegetationsperiode wird z. B. dramatisch zurückgehen und die Schaffung von Lagerraum wird in vielen Betrieben unumgänglich sein. Beim Phosphor geht es darum, der Festlegung im Boden entgegenzuwirken, bzw. die Verfügbarkeit zu erhöhen.

Wie kann ich die Phosphor-Bilanz denn verbessern? Was empfehlen Sie?

In der Vergangenheit war eine mineralische Unterfußdüngung von 30-40 kg P2O5 je ha die Standardmaßnahme im Maisanbau, um die P-Versorgung für die junge Maispflanze unter allen Umständen abzusichern. Dies hat bei gleichzeitig hohem Anteil organischer Wirtschaftsdüngemittel zu P-Überhängen geführt. Es gibt derzeit 4 Ansätze, die im Silomaisanbau vielversprechend sind und alle haben zum Ziel, die P-Unterfußdüngung erheblich zu reduzieren oder unnötig zu machen: 1.) Der Einsatz von Phosphor-Beizen, bei denen die P-Gabe also direkt auf das Saatkorn appliziert wird, 2.) Der Einsatz von verschiedenen Mikro-Granulaten als Ergänzung oder Ersatz zur P-Unterfußdüngung, 3.) Das Verfahren „Strip-Till“, bei dem die Gülle konzentriert unter der Saatreihe GPS-gesteuert abgelegt wird und 4.) der Einsatz von fein vermahlenen Spezialkalkdüngern. Alle diese Maßnahmen sind derzeit bei unseren Mandanten in der Erprobung oder bereits im Einsatz.

Welche Rolle spielen die Spezialdünger von TIMAC AGRO in Ihrer Beratungsstrategie? Hat Ihre Bedeutung aufgrund der neuen DüV zugenommen?

Unsere Beratungsarbeit zeichnet sich vor allem durch unsere Unabhängigkeit und Neutralität aus. Unsere Mandanten schätzen unsere Position zu wichtigen Fachthemen insbesondere aufgrund der Tatsache, dass wir im Rahmen unserer Beratungsarbeit keine Produkte verkaufen. Unsere Mitarbeiter sind arbeitsrechtlich dieser Maxime der Unabhängigkeit verpflichtet und Nebentätigkeiten im Handel sind mit einer Mitarbeit im Beraterteam nicht vereinbar. Natürlich kommt es vor, dass Landwirte uns direkt auf ein Produkt des Handels ansprechen und es gehört zur Beratungsarbeit auch dazu, bei der Auswahl von Produktionsmitteln im Sinne eines guten wirtschaftlichen Betriebsergebnisses zu unterstützen. Die Auswahl von Produkten lässt sich aber nicht verallgemeinern und fällt in hohem Maße situations- und betriebsindividuell aus. Insofern möchten und können wir diese Frage nicht beantworten. Klar ist, dass Pflanzenschutz und Pflanzenernährung zukünftig stärker verzahnt sein werden und alle Arbeiten auf dem Feld auch hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Ackerbegleitflora und die Nährstoff- und Wasserversorgung der Kulturpflanzen hin überprüft werden. Insofern wird es insgesamt zu einer deutlichen Belebung des Angebotes für neue Produkte und innovative Lösungen kommen, vermutlich auch aus dem Hause TIMAC AGRO?

Wir selbst sehen natürlich den Vorteil unserer Produkte für den Landwirt und versuchen auch, diese Vorteile anhand von Versuchen und Praxis-Demos zu belegen, aber wir respektieren natürlich Ihre Haltung und Neutralität. Können Sie sich vorstellen, in der Versuchsarbeit mit uns zusammenzuarbeiten?

Wir orientieren uns in der Beratungsarbeit an unabhängig angestellten Exakt-Versuchen und wählen anhand solcher Versuche auch Produkte für Praxis-Demonstrationen auf Feldtagen und für den versuchsweisen Streifenanbau aus. Wir möchten die Auseinandersetzung mit neuen Verfahren ausdrücklich fördern. Wir sind diesbezüglich offen für alle Anbieter und haben auch schon Produkte der Firma TIMAC AGRO im Streifenanbau gehabt. Die Zusammenarbeit mit Firmen in diesem Rahmen stellt unsere Neutralität nicht in Frage. In der Bewertung von neuen, fachlichen Ansätzen werden wir uns aber immer unabhängig vom einzelnen Produkt an den Ergebnisse von Exaktversuchen orientieren.

Welche Bedeutung räumen Sie den Fachberatern des Landhandels ein?

Der Landwirt wird sich zur Information über ein einzelnes Produkt, sei es im Bereich des Pflanzenschutzes, der Düngung, in der Fütterung oder in sonst irgendeinem Bereich, natürlich immer wieder an den zuständigen Ansprechpartner des Handels wenden. Insofern tragen die Mitarbeiter des Handels auch bedeutend zur Meinungsbildung und zur Auseinandersetzung mit Fachthemen bei. Genau wie in der Beratung gibt es auch im Landhandel eine Vielzahl von Personen mit unterschiedlichsten Kompetenzen und persönlichen und fachlichen Schwerpunkten. Uns ist wichtig, den Landwirt immer wieder zu sensibilisieren: Entspricht der Einsatz eines Produktes seiner Betriebsstrategie und seiner Vorstellung von einer nachhaltigen Landwirtschaft? Ist der Einsatz des Produktes wirtschaftlich vernünftig und führt es zu einem statistisch signifikant besseren Ergebnis? Hat er seine Produktionsmittel anhand von objektiven Kriterien ausgewählt? Wenn wir in diesen Punkten zu einem vernünftigen Ergebnis gekommen sind, haben wir in der Beratung viel erreicht!

Was sind Ihre Ziele für die nächsten 5-10 Jahre?

Die landwirtschaftlichen Betriebe sind in den letzten Jahren einer enormen Volatilität der Märkte, einem enormen Kostendruck und gleichzeitig enorm hohen Ansprüchen aus der Gesellschaft ausgesetzt. Die Folge ist ein enormer Strukturwandel, auch wenn das die Gesellschaft oft nicht wahrhaben möchte. Wir werden versuchen, unseren Beitrag zu leisten, die landwirtschaftlichen Betriebe unter diesen Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig und zukunftsfähig zu halten. Ein hohes Tierwohl und ein nachhaltiger Ressourceneinsatz werden Grundvoraussetzung dafür sein!

Vielen Dank für das Gespräch.

Terminvereinbarung